Krügers Bericht – Eine Buchvorstellung

Geschrieben von Denise Busch am 3. Februar 2012

Letztes Jahr kam ein überaus interessanter Auftrag für mich herein. Nicht nur war es ein Anfrage nach einem Buchcover – mit Abstand das, was ich am liebsten erstelle – es sollte auch zu einem überaus interessanten Buch sein: Krügers Bericht: Eine Erzählung über die Liebe
von Erik J. Roberts. Jetzt gerade halte ich das Buch in meiner Hand, denn Roberts ist ein freundlicher Mann, der mir das Buch unverzüglich nach seinem Erscheinen im Engelsdorfer Verlag zugesendet hat.

Worum geht es da?

Das Buch ist kontrovers. So kontrovers, dass der Leser Seite für Seite gezwungen wird, über “Richtig” und “Falsch” in Sachen Liebe nachzudenken.

Das vordergründige Thema ist die tiefe Liebe, die der Assistenzarzt Marcus Krüger zu der minderjährigen Nele Könnicke verspürt. Zu dem Zeitpunkt, in dem sich Krüger in sie verliebt, ist sie gerade einmal dreizehn Jahre alt. Zwei ganze Jahre jedoch soll es dauern, bis er seine innere Zerrissenheit überkommt und ihr seine emotional tiefe Liebe gesteht. Diese Liebe ist sinnlich, zart, intensiv und echt. Von beiden Seiten. Und der Leser fragt sich nun: Was kann falsch an einer körperlichen Vereinigung sein, wenn es doch das ist, was beide wollen? Jedenfalls habe ich mich das gefragt.

Drei weitere Beziehungen werden in der Novelle thematisiert. Die Beziehung Neles zu ihrem ersten Freund, der zwar interessenmäßig und vom Alter her zu ihr passt, sie aber emotional ausnutzt, Krügers väterliche Liebe zu seiner Tochter und die voreilige Verliebtheit in seine Ehefrau, die schnell verblasste und Krüger in einer wahren Hölle aus unechten Gefühlen und Ansprüchen seiner Familie zurückließ. Seine Frau letztendlich treibt die Handlung auch zum Klimax, denn sie entpuppt die Beziehung Krügers zu der inzwischen fünfzehnjährigen Nele und initiiert so seine Festnahme.

Und nein, ich habe jetzt nicht das Ende verraten. Dass Krüger festsitzt, ist dem Leser von Anfang an klar, denn die Geschichte setzt sich aus den verschiedenen Berichten ab, die Krüger seinem Anwalt schickt, um sich vor Gericht verteidigen zu können. Eine sehr kreative Herangehensweise an diese Erzählung.

Der Fazit?

Ich fand das Buch wunderbar zart und sinnlich (nicht erotisch!) erzählt. Roberts nähert sich diesem Thema so sensibel wie nur möglich und man ist geneigt, die Figuren als real zu akzeptieren, denn vor allem Krüger wird mit all seinen Stärken und Schwächen dargelegt.

Es ist kein Buch für jemanden, der schon weiß, dass er Liebesbeziehungen zu Minderjährigen falsch findet, obwohl das Buch gerade für solche Menschen einen neuen Blickwinkel zwischen richtig und falsch eröffnet, die vermuten lässt, dass sie Liebe nicht im Grundgesetz regeln lässt.

Und das Cover?

Tja, das Cover. Selten hat mich ein Autor so sehr gefordert wie Herr Roberts. Das war am Ende gut, denn wir waren beide mit dem Resultat sehr zufrieden und die Nele auf dem Cover entsprach endlich dem, was er sich im Kopf ausgemalt hatte.

Es ist übrigens keine Bleistiftzeichnung, wie man vermuten könnte. Es ist Dry-Brush. Also trockenes Öl auf glattem Papier, das eine Intensität und eine Zartheit erlaubt, die dem Inhalt des Buches gerecht werden sollte.

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