Video-Tutorial: Das Auge zeichnen

Das Auge ist wohl für die meisten (Hobby-) Künstler das faszinierendste Körperteil. Nichts drückt so gut die verschiedenen Emotionen aus und spiegelt so viel von der Seele wieder wie das Auge. Dass die meisten Zeichenschüler genau damit anfangen wollen, ist also alles andere als verwunderlich.

Eigentlich habe ich versucht, ins Video-Tutorial selbst so viele Informationen wie nur möglich hereingepackt. Daher wird dieser Text wohl etwas kürzer als meine Tutorials für Fortgeschrittene. Nichtsdestoweniger möchte ich nun so gut wie nur möglich zeigen, wie du ganz einfach ein schönes Auge mit ein paar Handgriffen selber zeichnen kannst. Gutes Zeichen-Equipment ist dabei zwar förderlich aber nicht einmal zwangsläufig nötig.

Your english is better than your german? Visit the english version of this tutorial! How to draw a realistic human eye step by step (on Squidoo.com)

Die Anatomie des Auges

Das Wichtigste, das du über die Anatomie des Auges wissen musst ist, dass der Augapfel selbst eine Kugel ist, die in den Augenhöhlen des Schädels liegt und von den Augenliedern umschlossen wird. Daher sieht man die kreisrunde Form nicht. Das Auge erscheint eher mandelförmig und spitz an den beiden Ecken.

Du kannst also gerne (vor allem wenn du noch ein Anfänger bist) die runde Form des Augapfels zunächst skizzieren und anschließend die Lider bogenartig darüber legen. Damit erhälst du ein gutes Gefühl für das Auge als dreidimensionalen Körper.

Das gilt natürlich nicht nur für frontale Zeichnungen, sondern auch für die Dreiviertel-Ansicht sowie eine Profil-Zeichnung.

Das Auge skizzieren

Auch in diesem “Anfänger”-Workshop habe ich mich entschlossen, so wie immer zu arbeiten: Also mit Kohle…

Dafür muss ich natürlich erst einmal eine Skizze mit Bleistift anfertigen. Das Bild zeigt übrigens ein weibliches ungeschminktes Auge in Dreiviertel-Ansicht.

Zunächst zeichne ich einen Kreis und lege dann die bogenartigen Konturen für Ober- und Unterlid fest. Auf der Innenseite des Auges (hier rechts) darf der Winkel nicht zu spitz sein, denn hier kommt ein Stück der Bindehaut zum Vorschein. Du weißt schon, die Stelle des Auges, aus der man sich morgens nach dem Aufstehen den Schlaf heraus reibt…

Weil die Lider nicht einfach nur “platt” sind, achte ich auch darauf, ihnen direkt von Anfang an einen geometrischen Raum zuzugestehen.

Die Iris ist ja eigentlich auch perfekt rund. Allerdings nicht, wenn man sie von der Seite anschaut. In diesem Fall ist sei leicht oval. Das gleiche gilt für die Pupille.

Da die Augenlider sich um den Augapfel herum anschmiegen, sind das untere und das obere Ende des oberen Augenlides nicht parallel. Achte daher bitte darauf das Augenlid entsprechend an den Augapfel anzupassen.

Auch das untere Augenlid geht nicht einfach so vertikal runter, sondern passt sich noch ein Stück weit an den Augapfel an.

Das Auge schattieren

Da die Konturen mit Bleistift nun schon stehen, radiere ich sie mit meinem Knetradiergummi wieder sorgfältig weg und nehme meinen Kohlestift zur Hand.

Mit diesem zeichne ich nun zunächst alle Konturen nach und widme mich anschließend der Schattierung des Augeninneren.

Dabei fange ich mit der Iris an. Die Iris ist der Teil des Auges, der bei wirklich jedem Menschen anders ist – ähnlich wie ein Fingerabdruck. Das liegt an der eigenwilligen (und wunderschönen!) Struktur dieser, die ich nun versuche, nachzuzeichnen. Ich kann dabei nicht jedes einzelne Farbpigment beachten und vereinfache die Iris daher in unserer Zeichnung etwas.

Ich ziehe ganz einfach Kohlestriche von der Pupille aus zur äußeren Kontur der Iris. Dabei gehe ich so vor, dass die Striche aussehen wie Strahlen. Anschließend verwische ich die Strahlen – ebenfalls von innen nach außen – mit dem Papierwischer.

Der Bereich um den “Glanz in den Augen” herum wird allerdings besonders dunkel schattiert, weil dort die Iris besonders dunkel ist. Schräg gegenüber (wo das Licht wieder herauskommt) dagegen ist die Iris heller zu halten.

Auch der äußere Rand der Iris ist meist dunkler als das Innere. Achte jedoch darauf, dass du, wenn du an die Wisch-Arbeiten gehst, nicht ausversehen den Augapfel mit schattierst. Direkt neben der Iris ist dieser nämlich weiß und unabsichtliche Schattierungen an dieser Stelle lassen das Auge stumpf und weniger lebendig wirken.

Das Innere der Iris – verglichen mit den Bereichen neben der Pupille und der äußeren Kontur – ist heller. Daher sollte dieser Bereich entweder im Vornherein direkt heller gelassen werden – oder einfacher – mit dem Knetradiergummi nach der ersten Strukturgebung durch den Kohlestift aufgehellt werden.

Nach solchen Prozeduren ist die anfängliche Struktur natürlich etwas schwächer geworden. Daher kann man die Struktur noch einmal sanft nachzeichnen und wiederum sanft verwischen.

Schreiten wir mit der Schattierung der Lider und des Augapfels voran.

Die winzige Fläche des oberen Lides, welche dessen Abschluss definiert, wird natürlich nicht vom Licht berührt und muss daher dunkel schattiert werden. Im Gegensatz zum oberen Ende des unteren Lides, welches sehr wohl vom Licht getroffen wird und daher entsprechend hell bleiben muss. Wichtig dabei jedoch ist, eine klare Begrenzung zu schaffen zwischen Augapfel und Lid, die jedoch nicht so stark sein darf, dass die Binnenkontur wie ein Riss wirkt. Das geht daher am Besten mit einem sehr leichten Kohlestrich und der sorgfältig sanften Verwischung dessen.

Der Augapfel ist zwar weiß, aber trotzdem ein geometrisches Objekt, welches an einigen Stellen von einem Schatten getroffen wird. So beispieslweise unterhalb der Wimpern und in den Augenwinkeln. Hier ist es am Besten, wenn man bloß sanft den Papierwischer an den entsprechenden Stellen entlangstreicht anstatt mit der Kohle selbst zu schattieren.

Das obere Augenlid ist einfach zu handhaben: An den linken und rechten Enden ist es dunkler als in der Mitte und in der geometrischen Mitte des Lides (wo es auch stärker vom Licht getroffen wird) ist es dunkler als in Richtung der Augenfalte. Auch hier ist es wesentlich einfach, zunächst die Konturen mit dem Kohlestift zu ziehen und diese dann sanft zu verwischen anstatt mit dem Kohlestift selbst die Schattierungen zu setzen.

Das untere Lid ist ebenso einfach zu schattieren. In der Mitte ist auch dieses Lid am hellsten, sodass man die Schattierungen am besten nicht bis dahin zieht, sondern sie schon vorher sanft ausblendet, bis man dort mit dem Papierwischer ankommt.

Die Wimpern des Auges zu zeichnen ist zunächst die Königsdisziplin. Am besten ist, man stellt sich die Wimpern wie einen Fächer vor. Das bedeutet, dass die Wimpern nicht alle gleich in eine Richtung zeigen, sondern sich der Bewegung des Auges entsprechend auffächern.

Auch stehen sie nicht einfach strikt nach oben sondern sind sanft geschwungen, sodass auf dem Lid nur selten mehr als die Hälfte einer Wimper erscheint.

Sei dir dessen beim Zeichnen bewusst. Zeichnest du die Wimpern zu lang zu dicht oder zu steif, wirken sie unnatürlich oder stark geschminkt.

Du solltest versuchen, die Wimpern in jeweils einem Schwung zu zeichnen, damit die Haarwurzel dicker wirkt als die Spitze. Fange daher am Lid an, die Wimper zu zeichnen und ziehe sie dann ihrem Schwung entsprechend nach oben.

Die Wimpern am unteren Lid “funktionieren” generell ganz genau so – nur sind sie kürzer und weniger dicht.

Ich hoffe, du hattest viel Spaß beim Zuschauen und Lesen und konntest viel lernen!