Zeichen-Tutorial: Ein schnelles Aquarell (für Anfänger)

Der 24. Dezember nähert sich mit großen Schritten und erinnert die meisten von uns daran, dass noch lange nicht alle Geschenke besorgt sind. Für die kreativen unter uns ist das Geschenke-Finden zwar generell leichter, weil von uns immer etwas “von Herzen” kommt – aber anfertigen müssen wir es immer noch selbst.

Deshalb möchte ich heute zeigen, wie man mit wirklich wenigen Handgriffen und ein paar Tricks ein tolles Aquarellbild zaubern kann, das sich auch wunderbar verschenken lässt.

You are not from Germany? The englisch version might be better fit for your understanding ;-) : Watercolor & India Ink: a Mixed Media Art Technique (on Squidoo.com)

Zutaten:

  • Aquarellpapier
  • normales Papier oder Pauspapier
  • Bleistift
  • Kohlestift
  • Kugelschreiber
  • Tuschefeder und schwarze Tusche (alternativ ein Füller mit schwarzer Tinte)
  • Aquarellfarbe (alternativ normale Wasserfarbe)

Schritt 1: Die Vorzeichnung

Am Anfang ist das Motiv – das ist hier besonders wichtig. Achte beim Aussuchen darauf, dass es sich um ein Motiv handelt, dass dem Betrachter später auch gefällt, das möglichst nicht zu viele wichtige Details hat und eine klare Form aufweißt. Ungeeignet wäre zum Beispiel ein Haufen spielender Kinder von weitem – das lässt sich mit dieser Technik nur schlecht darstellen.

Wenn du ein Motiv hast – in meinem Fall war es eine Katze (ich liebe Katzen!), musst du dieses zunächst auf ein Blatt Papier übertragen. Wichtig ist, dass du nicht sofort das Aquarellpapier nimmst, denn da lassen sich Fehler sehr schlecht entfernen und die Aquarellfarbe kann diese Fehler auch nicht verdecken.

Ob du für die erste Zeichnung dabei normales Papier nimmst und normal das Motiv skizzierst oder (wie ich in dem Video) das Motiv einfach abpaust, soll dir freigestellt sein. Wichtig ist bloß, dass du am Ende klar erkennbare Konturen hast, die sich einfach auf das Aquarellpapier übertragen lassen.

Schritt 2: Das Motiv übertragen

Dieser Schritt ist denkbar einfach: Du drehst einfach deine Vorzeichnung um, sodass die Rückseite des Blattes nun vor dir liegt. Diese Rückseite färbst du schwarz mit Kohle. Diese braucht nicht allzu dick aufgetragen sein, es ist bloß wichtig, dass überall etwas davon sichtbar ist.

Du solltest unter keinen Umständen dazu Graphit oder Bleistift nehmen, denn Graphit scheint durch die Aquarellfarben hindurch wie schwarze Unterwäsche unter einem weißen T-Shirt und das ist meistens sehr unschön anzusehen. :-)

Kohle hingegen bleibt schön matt und lässt sich im Notfall auch noch “vertuschen”.

Wenn die Rückseite der Vorzeichnung schön kohlig ist, drehst du das Blatt wieder um, legst es auf das Aquarellpapier (vorsichtig! Nicht das Blatt hin und herschrubben, sonst bleibt die Kohle da hängen, wo du sie NICHT haben willst) und fixierst es gegebenenfalls auch noch vorsichtig mit Tesafilm etc.

Nun nimmst du dir einen Kuli zu Hand und fährst die Konturen mit sicherem Strich nach. Es ist in diesem Fall besser, wenn du nicht “strichelst” wie du es sonst vom Zeichnen und Skizzieren gewohnt bist, sondern wie im Matheunterricht in der Schule schöne saubere Striche zeichnest, die sich gut erkennbar auf das Aquarellpapier durchzeichnen.

Wenn du denkst, dass du fertig ist, hebst du die Vorzeichnung vorsichtig ab und guckst nach, ob du wirklich alle wichtigen Konturen und Binnenkonturen gezeichnet hast. Wenn nicht, holst du das noch nach, bevor du die Aquarellfarben herausholst.

Schritt 3: Die Farben

Nun kommt der schönste Teil – hier kannst du so gut wie nichts falsch machen. Such dir passende Farben zu deinem Motiv aus. Ich persönlich nehme da immer lieber wenige Farben, weil mir ganz bunte Bilder zu unharmonisch sind. Wenn du das hier zum ersten Mal machst, rate ich dir auch, höchstens zwei Farben für den Anfang zu nehmen und dir große Farbexperimente für später zu sparen. ;-)

Wenn du das Aquarellpapier vorher ein wenig mit Wasser tränkst, zerfließen die Farben richtig schön. Es gibt aber auch nette Effekte, wenn du das Papier gar nicht vorbehandelst und die Farben so aufträgst wie zu deiner Kinderzeit. Hier hilft einfach nur ausprobieren.

Du kannst versuchen, dein Motiv mithilfe der Farben noch zusätzlich zu betonen. Wenn du dein Papier allerdings so sehr mit Wasser spielst wie ich, zerfließt der Großteil der Farbe ohnehin und von den Konturen, die du gemalt hast, bleibt nicht mehr viel zu sehen.

Ich kann dir nur raten, am Anfang nicht zu dick aufzutragen, weil dezente Farben zusammen mit Tusche (bei Anfängern jedenfalls) besser aussieht als ein Meer an Farben.

Wenn du fertig bist, legst du das Bild vorsichtig zur Seite und lässt es mindestens zwei Stunden trocknen. Es ist wirklich wichtig, dass das Bild komplett durchgetrocknet ist, damit die Tusche später nicht zerfließt.

Schritt 4: Die Tusche

Nun kommt der spannendste Teil, der unter Anfängern Angst und Schrecken verbreitet – völlig zu Unrecht. Wenn du die Konturen sorgfältig auf das Aquarellpapier übertragen hast, sind die jetzt immer noch wunderbar sichtbar. Und das heißt, dass du sie vollkommen sicher mit der Tuschefeder nachziehen kannst.

Arbeite nicht zu “steril”. Das gibt zwar auch einen netten Effekt, ist aber sehr, sehr aufwendig und erinnert am Ende eher an eine medizinische Zeichnung denn an ein Kunstwerk, das du zu Weihnachten verschenken willst.

Wenn die Konturen erst einmal stehen, kannst du dich Stück für Stück mit der Feder vorarbeiten.

Bei menschlichen Gesichtern ist es übrigens so, das weniger öfter nach mehr aussieht – es also viel ausdrucksstärker ist, wenn du bloß die nötigsten Striche machst und den Rest der Vorstellungskraft überlässt. Ein Blick in meine Aquarellgalerie sei dir als Inspiration geraten.

Genau wie bei der Kolorierung gibt es auch hier kein “Patentrezept” sondern bestenfalls ein gutes Gefühl und Erfahrung, die dich weiterbringen. :-)

Schritt 5: Die Nachbearbeitung

Nicht jedes Bild ist mit dem ersten Versuch perfekt. Wenn du mit Tusche gearbeitet hast (die ja wasserfest ist), steht dir allerdings frei, noch ein paar Akzente mit den Aquarellfarben zu setzen. Hast du mit Tinte gearbeitet, rate ich dir stark davon ob, das Bild noch einmal mit Wasser in Verbindung zu bringen. Deine Linien werden in dem Fall sofort zerfließen und die Farben “matschig” erscheinen lassen. Dann lieber eine zu schwache Schattierung…

Ich hoffe, du konntest mit dem ersten Tutorial in Farbe etwas anfangen und im besten Fall sogar deine Bekannten, Verwandten und Freunde damit beglücken. ;-)

Liebe Grüße und ein frohes Fest!

PS: Hier findest du das Bild in voller Auflösung.